ZMSZ Zentrum für medizinische Struktur und Zellbiologie

Bei der Planung des Gebäudekomplexes für das ZMSZ und CRIS haben wir uns eng an die bestehenden Strukturen des Universitäts- und Klinikcampus orientiert. Die Universität Lübeck hat 2011 im Rahmen einer Zielplanung eine Erweiterungsstrategie für den Campus festgelegt, und unser Entwurf fügt sich harmonisch in dieses Konzept ein.
Da das ZMSZ als universitäres Institut und das CRIS als klinisches Institut unterschiedliche Schwerpunkte haben, war es uns wichtig, diese Eigenständigkeit auch architektonisch sichtbar zu machen. Deshalb haben wir bewusst eine bauliche Trennung geschaffen, die sich sowohl in den Fassaden als auch in den Innenräumen widerspiegelt.
Unser Konzept vereint beide Institute in einem städtebaulich geschlossenen Volumen, das sich jedoch in seiner äußeren Gestaltung und inneren Struktur differenziert zeigt. Um die Identität beider Einrichtungen zu stärken, haben wir ihnen jeweils ein eigenes Atrium mit einer vertikalen Erschließung zugeordnet. Das sorgt nicht nur für eine klare Orientierung, sondern gibt jedem Bereich seine eigene Atmosphäre.

Bauherr
GMSH Kiel über agn Niederberghaus & Partner GmbH
Ort
Universität zu Lübeck
Zeit
2021
Leistungen
LPH 2-5
Größe
18.000 m2 / 76 Mio. €

Um die beiden Nutzungen weiter voneinander abzugrenzen, sind die Atrien gegeneinander versetzt – horizontal in der Verbindung zwischen ZMSZ und CRIS sowie vertikal im ZMSZ selbst. Im ZMSZ trennt die Verschiebung zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss (Lehrbereich) sowie dem 2. bis 4. Obergeschoss (Forschungsbereich) die unterschiedlichen Funktionen voneinander.
Die Fassade ist für uns ein wesentliches gestalterisches Element, das die Forschungstätigkeit im Gebäude nach außen sichtbar macht. Sie spiegelt den Prozess des Entdeckens, Verstehens und Ergründens wider. Deshalb haben wir sie als mehrschichtige Struktur mit einer Farbebene hinter Prismenglas entworfen. Je nach Blickwinkel verändert sich die Wahrnehmung dieser Farbschicht, sodass sich die Erscheinung des Gebäudes je nach Standpunkt stetig wandelt – ein Sinnbild für den dynamischen Forschungsprozess.
Ein zentraler Punkt unseres Entwurfs ist die Erschließung. Um die Durchlässigkeit des Campus zu fördern, haben wir einen gemeinsamen Haupteingang aus dem zentralen Grünstreifen der Campusmagistrale geschaffen. Studenten und Forscher beider Institute betreten das Gebäude auf demselben Weg. Im Inneren verbindet eine zentrale Erschließungsachse das Gebäude von Norden nach Süden und führt direkt zu den rückwärtig gelegenen Einrichtungen der Universität – eine wichtige Durchwegung für das gesamte Areal.


Harmonie und Austausch
In der mittleren Zone des Gebäudes entstehen Synergien: Hier befinden sich die zentralen Kommunikationszonen, wie Besprechungsräume und Teeküchen, die für beide Institute nutzbar sind. Auch die Treppenhäuser für den Brandfall werden gemeinsam genutzt. Diese räumliche Nähe fördert den interdisziplinären Austausch zwischen den Forschenden und schafft eine offene, kommunikative Atmosphäre.
Das Laborkonzept des ZMSZ basiert auf einem klassischen Dreispänner. Büros, Reserve- und Lagerflächen sind an der Fassade angeordnet, während die zentrale Dunkelzone Platz für technische Nebenräume wie Kühlräume, Mikroskope, Maschinenräume, Pumpen und Gasversorgung bietet. Durch die kompakte Anordnung dieser geräteintensiven Bereiche und die Bündelung der Installationen wird ein wirtschaftlicher Laborbetrieb ermöglicht.
Die etwa sechs Meter tiefen Labore sind zum Atrium ausgerichtet, das nicht nur blendfreies Tageslicht liefert, sondern auch eine spannende Perspektive auf das Innenleben des Gebäudes bietet. Hier befinden sich die Auswerteplätze, die so in eine offene und kommunikative Umgebung eingebettet sind. Die Laborlandschaft ist darauf ausgelegt, kurze Wege zu schaffen, Arbeitsabläufe zu optimieren und gleichzeitig eine hohe Flexibilität für künftige Anforderungen zu gewährleisten.
Mit diesem Entwurf haben wir ein Gebäude geschaffen, das nicht nur funktional überzeugt, sondern auch Identität stiftet, Austausch fördert und sich harmonisch in den bestehenden Campus einfügt.