Realschule Memmingen

Die besondere Herausforderung, zwei Realschulen an einem gemeinsamen Standort, hat uns inspiriert, den natürlichen Wettbewerb zwischen den beiden Schulen architektonisch aufzugreifen. Während wir die von uns zu planende städtische Realschule in ihrer Typologie an die bestehende staatliche Realschule anlehnen und das städtebauliche Ensemble aus Schule, Sporthallen und Freiflächen harmonisch ergänzen, wollten wir bewusst einen gestalterischen Kontrast mit unserer Schule schaffen.
Die staatliche Realschule zeichnet sich durch eine klare, geordnete Fassadengliederung mit gut ablesbaren Geschossen und haptischen Materialien aus – sowohl außen als auch innen. Im Gegensatz dazu folgt unsere Gestaltung der städtischen Realschule einem künstlerischen, experimentellen Ansatz.

Bauherr
Stadt Memmingen
Ort
Memmingen
Zeit
2015
Leistungen
LPH 2-9, Planungen zum vorbeugenden Brandschutz
Arge mit Herle + Herrle Architekten
Größe
7.000 m2 / 21 Mio. €

Ganz nach dem Motto „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“ (Albert Einstein) und „Nichts ist, wie es scheint“ lädt die Architektur der städtischen Realschule die Kinder und Schüler zum Entdecken und Hinterfragen ein.
Ein besonderes Highlight ist die vorgehängte Glaspaneel-Fassade, die nicht nur als bauliches Element, sondern als Kunstprojekt verstanden werden kann. Aus einem Projekttag zu Sebastian Lotzer – dem Namensgeber der Schule – entstanden abstrakte Tafelbilder, die je nach Perspektive und Entfernung unterschiedlich wahrgenommen werden. Diese wechselnden Eindrücke greifen das Prinzip des Lernens durch Beobachtung und Bewegung auf.


Im Inneren setzen sich diese spannenden Wahrnehmungseffekte fort: Die kräftige Farbgestaltung des Bodens spiegelt sich in silber lasierten Betonwänden wider. Dadurch erscheint der gesamte Raum in einer einzigen Farbe – bis man beim genaueren Hinsehen erkennt, dass die Farbquelle tatsächlich nur der Boden ist.
Auch bautechnisch bietet die Schule Besonderheiten: Die Holz-Pfosten-Riegel-Konstruktion mit abwechselnd transparenten und opaken Flächen erforderte eine individuelle Zustimmung hinsichtlich des Brandschutzes. Die Organisation der Schule basiert auf dem Fachklassenprinzip, und die offene Pausenhalle ist als Versammlungsstätte gemäß der Versammlungsstättenverordnung konzipiert.
Nachdem der Entwurf mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde, entstand die Arbeitsgemeinschaft Herle + Herrle Architekten und MPRDO Mauz Pektor Architekten, die alle Leistungsphasen sowie die Planung des vorbeugenden Brandschutzes übernahm. Bereits während der Wettbewerbsphase waren auch die Landschaftsarchitekten grabner + huber sowie der Künstler Peter Baron Teil des Projekts – eine Zusammenarbeit, die das Konzept ganzheitlich weiterentwickelte.
So entstand eine Schule, die nicht nur ein Ort des Lernens ist, sondern auch der Inspiration – ein Gebäude, das neugierig macht und dazu anregt, die eigene Wahrnehmung immer wieder zu hinterfragen.